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Passauer Neue Presse vom 16.06.2012

Über dieses Windrad ärgern sich die Dörfler
Kreisrat Karl Edenhofner hat zweites Windrad errichtet − Baugenehmigung lag nicht vor − Anwohner befürchten Lärm

Kleinwiesen. Die Bewohner in Kleinwiesen (Gemeinde Röhrnbach) sind verärgert: Bereits das zweite Windrad befindet sich mittlerweile im Dorf − und das, obwohl fast alle Dorfbewohner zuvor "Einspruch" dagegen erhoben haben. "Wir haben Angst, dass wir uns von einem Dorf zu einem Windpark entwickeln", sagt Anwohner Stefan Moosbauer.

Grund für den Ärger ist das Vorgehen von Grünen-Kreisrat Karl Edenhofner, der ebenfalls in Kleinwiesen wohnt. Bereits vor einiger Zeit hatte er ein Windrad auf einem Dach auf seinem Gelände angebracht. Weil dies aber niedriger war als zehn Meter, habe man damals nichts dagegen machen können, sagt die direkte Nachbarin Martha Moosbauer im Gespräch mit der PNP. Schon von dem einen Windrad habe man sich seitdem gestört gefühlt: "Vor allem durch die Lärmbelästigung," so die Nachbarin.

Unterschriftenliste gegen neues Windrad

Als sich nun abzeichnete, dass Karl Edenhofner ein zweites Windrad auf seinem Anwesen errichten wolle, hätten sich die Dörfler zusammen getan und vor rund zwei Monaten gegen dieses Vorhaben beim Landratsamt eine Unterschriftenliste eingereicht. "Alle Dorfbewohner, außer zwei Häuser, haben dafür unterschrieben", so Martha Moosbauer. Das Landratsamt bestätigt auf PNP-Anfrage den Eingang solch einer Liste mit den Unterschriften von 41 Parteien, welche im Landratsamt "zur Kenntnis genommen wurde".

Umso erstaunter seien die Dörfler nun gewesen, als sie vor gut einer Woche sahen, wie Edenhofner nun doch ein zweites Windrad errichtet hatte. "Und zwar ein noch viel größeres, über zehn Meter hohes, das sogar den Maibaum überragt", so die Nachbarin. Auch ein Mitarbeiter des Landratsamtes sei bereits da gewesen und habe festgestellt, dass es sich hierbei "um einen Schwarzbau handelt". Überrascht seien die Dorfbewohner gewesen, dass nach dem Besuch des Landratsamtsmitarbeiters das Windrad offenbar stehen bleiben darf. "Gelten hier für einen Kreisrat etwa andere Regeln?", fragt sich Martha Moosbauer.

Nachgefragt beim Landratsamt, bestätigt Sprecher Karl Matschiner, dass aus der Bevölkerung ein Hinweis eingegangen sei, dass Karl Edenhofner dort nun erneut ein Windrad gebaut habe. Daraufhin habe ein Landratsamtsmitarbeiter eine Baukontrolle vor Ort durchgeführt. Nun laufe eine Prüfung, inwiefern das Windrad genehmigungsfähig sei. Ein Bauantrag für die Konstruktion liege im Landratsamt vor.

Sollte die Prüfung ergeben, dass das Windrad genehmigungsfähig ist, könnte eine Baugenehmigung erteilt werden. Sollte dies der Fall sein, hätten die Nachbarn die Möglichkeit einer Nachbarschaftsklage, erklärt Matschiner das Prozedere. Sollte die Prüfung indes ergeben, dass das Windrad nicht genehmigungsfähig ist, müsse eine Beseitigung der Konstruktion beantragt werden. Dann wiederum hätte Karl Edenhofner die Möglichkeit, seinerseits zu klagen, um das Windrad doch stehen lassen zu dürfen.

Da Edenhofner das Windrad aber so oder so ohne Baugenehmigung errichtet habe, müsse man zudem prüfen, ob nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens nicht auch ein Ordnungswidrigkeitenverfahren in Betracht kommt, so Matschiner.

All die Aufregung um das errichtete Windrad kann der "Erbauer" Karl Edenhofner nicht so ganz nachvollziehen. Von der PNP auf seine neue Konstruktion angesprochen, sagt er: "Ich hab dem Landratsamt eh einen Brief geschrieben, dass ich das Windrad jetzt aufstell‘." Schon länger habe er dies tun wollen. Doch das Landratsamt habe ihn stets darauf hingewiesen, dass dafür spezielle Gutachten nötig seien. Zwar habe er, Edenhofner, solch ein Gutachten einmal vorgelegt, dies habe aber laut eigener Aussage dem Landratsamt nicht ausgereicht. "Und jetzt hab ich das Windrad halt einfach mal aufgestellt", sagt er, und fügt hinzu: " ... und hab das Landratsamt schon mal um eine milde Strafe gebeten." Ihm sei bewusst, dass sein Bauantrag für die Konstruktion noch nicht durch sei − "aber wie lang soll ich denn noch warten? Das wird ja sonst in zehn Jahren noch nix mit der Energiewende."

Edenhofner: "Will so die Windkraft testen"

Den erzeugten Strom aus den beiden Windrädern speist Edenhofner ins Stromnetz ein und er mindert dadurch seine Energiekosten. Aber neben dieser Ersparnis verfolge er mit der jetzigen Windrad-Errichtung noch viel höhere Pläne: "So will ich endlich testen, inwiefern unsere Region für Windkraft geeignet ist. Wie will man das schließlich sonst herausfinden?" Und seine ersten Ergebnisse seien durchaus erfreulich: Während das nur knapp zehn Meter hohe und damit genehmigungsfreie Windrad auf einem seiner Dächer innerhalb eines halben Jahres nur etwa 50 KW erzeugt habe, habe das nun neue, 18 Meter hohe Windrad in nur acht Tagen bereits rund acht KW eingebracht.

Dass sich die Nachbarn vor allem "durch die Lärmbelästigung" gestört fühlen, kann Edenhofner indes nicht nachvollziehen: "Das Windrad macht keinerlei Geräusche." Er könne aber verstehen, dass manche Personen erstmal verunsichert sind − "schließlich sind die noch die alten, lauten Windräder von früher gewohnt".

Abbauen will Edenhofner das Windrad jedenfalls trotz laufenden Genehmigungsverfahrens erstmal nicht: "Die sollen mir erstmal einen guten Grund nennen, warum das Radl weg soll!"


Quelle: Passauer Neue Presse - Jennifer Jahns - www.pnp.de

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